Danach ist nach Ende des Kavernenbetriebs im Jahr 2120 ein maximaler Senkungsbetrag von 2,48 Metern im Zentrum der Senkungsmulde zu erwarten. Dieses Zentrum befindet sich im Bereich der Kavernenanlage selbst. Zum Rand der Mulde hin, über eine Strecke von circa fünf Kilometern, nehmen die Senkungsbeträge rasch ab. Die Berechnungen basieren auf dem für den Kavernenstandort Etzel zugelassenen Rahmen von 99 Kavernen und angenommenen 100 Betriebsjahren. Derzeit sind am Standort 73 Kavernen fertiggestellt, zwei weitere befinden sich im Bau.
Laut BGR kommt die Senkung nach Betriebsende, die Kavernen sind dann solegefüllt, praktisch zum Stillstand. Im Verlauf von weiteren 200 Jahren nach Betriebsende gehen die Experten von einem nur unwesentlichen weiteren Absinken des Bodens auf 2,50 Meter im Jahr 2317 aus (siehe Abbildung).
Über die Angaben bezüglich der zu erwartenden Bodenabsenkungen hinaus haben die Spezialisten der BGR auch die Grundlagen für die Untersuchung der möglichen Auswirkungen auf die Bebauung und übrigen Schutzgüter rund um das Kavernenfeld gegeben. Diese Untersuchungen werden im Rahmen der nachfolgenden Auswirkungsanalyse durchgeführt.
Auf der Basis der bestätigten IST-Daten kommt die Prognose zu dem Ergebnis, dass die großflächig und langsam auftretenden Bodensenkungen beispielsweise Schieflagen verursachen. Von heute an gerechnet in 300 Jahren, also im Jahr 2317, werden Schieflagen von 1,3 Millimetern pro Meter prognostiziert. „Wir haben Vertrauen in die neuesten Untersuchungen der BGR“, erklärte Thomas Kleefuß, Geschäftsführer der IVG Caverns.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe mit Sitz in Hannover wurde von der IVG Caverns mit der Durchführung der Senkungsprognose beauftragt. Gleichgelagerte Untersuchungen hatte die BGR bereits in den Jahren 2009/10 und 2012 durchgeführt. Die Senkungsprognose ist Grundlage und Voraussetzung für die sogenannte Auswirkungsanalyse. Diese soll voraussichtlich Ende kommenden Jahres vorliegen und wird sich mit den konkreten Folgen der Bodenabsenkungen auf Oberflächen- und Grundwasser, Gebäude, Infrastruktur und sonstiger Schutzgüter sowie den zu möglichen Steuerungs- und Ausgleichsmaßnahmen befassen.
„Unabhängig von der jetzt beginnenden Arbeit an der Auswirkungsanalyse werden wir das mit der Bürgerinitiative Lebensqualität vereinbarte Gebäudemonitoring weiterhin akribisch umsetzen. Das sind wir unseren Nachbarn schuldig“, macht Thomas Kleefuß deutlich. Das Unternehmen und die Bürgerinitiative hatten in 2015 gemeinsam vereinbart, insgesamt 36 Gebäuden im Umfeld der Kavernenanlage zu erfassen und im Hinblick auf mögliche Schieflagen regelmäßig zu kontrollieren. Dabei werden bis zum Jahr 2018 jeweils 18 Gebäude repräsentativ von der Bürgerinitiative und der IVG Caverns nach Absprache mit den jeweiligen Hausbesitzern vorgeschlagen, in die jährliche Dokumentation („Höhennivellement der IVG Caverns“) aufgenommen und regelmäßig vermessen. Die Ergebnisse des Gebäudemonitorings werden veröffentlicht.
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Hintergrund:
Die Senkungsprognose basiert auf einer wissenschaftlichen Modellierung der Senkungsvorgänge am Standort Etzel. Die Lage, Ausdehnung und Tiefe der Senkungsmulde bei einem Kavernenspeicher ist unter anderem abhängig von unterschiedlichen geometrischen und technischen Parametern, wie zum Beispiel Anzahl und räumliche Verteilung der Kavernen, Tiefenlage, Kavernenvolumen, sowie insbesondere Betriebsverlauf, gemessene Konvergenz und gemessene Senkung an der Oberfläche. Sie alle fließen in das komplexe Berechnungsmodell der BGR mit ein.
Dieses Modell der Senkungsprognose für den Standort Etzel wird an den Messergebnissen aus über 40 Jahren durchgeführter Höhenbeobachtung kalibriert, d.h. durch Nachberechnung des historischen Senkungsverlaufs auf Richtigkeit für den heutigen IST-Zustand (2015) überprüft. Die zuletzt in 2015 durchgeführte Höhenmessung (Nivellement) im Umfeld der Kavernenanlage Etzel ergab einen maximalen Senkungsbetrag (1974 - 2015) von 43 cm im Zentrum der Mulde. Anhand von bestimmten Rahmenbedingungen für den zukünftigen Kavernenbetrieb (99 Kavernen / 100 Jahre) wurden der Senkungsverlauf an der Oberfläche und die Bodenbewegungselemente für die Zukunft berechnet. Die vorliegende Senkungsprognose soll durch zukünftige Höhenmessungen validiert, d.h. auf die Gültigkeit geprüft werden, in dem der vorhergesagte Senkungsverlauf regelmäßig mit den Messergebnissen des Nivellements verglichen wird.
Begrifflichkeiten beim Thema Senkungen:
Konvergenz: Verringerung des untertägigen Hohlraumes im kriechfähigen, d.h. plastisch verformbaren Salzgebirge aufgrund der Auflast der überlagernden Schichten
Senkung: Auswirkung der Konvergenz an der Tagesoberfläche; Bildung einer Senkungsmulde mit einem Volumen, welches in etwa dem Hohlraumdefizit infolge Konvergenz entspricht
Schieflage: Neigung der Tagesoberfläche infolge unterschiedlich großer Senkungsbeträge
Über den Kavernenstandort Etzel:
Kavernen werden bereits seit den 1971 in Etzel gebaut. Derzeit sind 73 Kavernen (49 Gas- und 24 Ölkavernen) am Standort Etzel in Betrieb. Zwei Kavernen sind noch im Bau und werden in 2017 fertiggestellt. Insgesamt sind 99 Kavernen genehmigt.